top of page

Main-Fischer in Blue-Jeans


Er ist ein Wahrzeichen Offenbachs: Der zwei Meter große und inklusive Anker 18 Zentner schwere Main-Fischer an der Carl-Ulrich-Brücke. Das Monument hat es mir angetan, deshalb habe ich ihm jetzt ein malerisches Denkmal gesetzt.


Lässig wirft er sein Fischernetz über die Schulter und verdeutlicht mit dem schweren Anker in seiner rechten Hand, dass er hier für immer angelegt hat. Nun ja, er steht nicht gerade an einem Platz, der zum Verweilen einlädt. Seine in Stein gemeißelten Artgenossen Schopenhauer und Schiller machen es den Betrachtern in pflanzenumsäumten Frankfurter Parks einfacher.

An seinem Platz auf der Carl-Ulrich-Brücke rasen Autos und gehetzte Menschen an ihm vorbei. Mainfischer nennt der Volksmund ihn. Dabei sieht man doch, dass er ein Weltenbummler ist, heimisch auf den großen Meeren dieser Welt. Alles an ihm deutet auf Atlantikstürme, Kabeljau und Hering. Den Main im Rücken, den Blick auf die Stadt gerichtet, macht er kein großes Aufsehen um seine Person. Damit symbolisiert er für mich auch das, was Offenbach ausmacht: Eine bodenständige und zugleich weltoffene „Arbeiterstadt“, die entdeckt werden will. Ich habe mir überlegt, wie so ein moderner Main-Fischer aussehen könnte und ihn deshalb in eine Jeans gesteckt.

Zur Entstehung des Monuments

Auf einem Pferdefuhrwerk ist die Figur am Morgen des 16. Juli 1935 von der Frankfurter Kunstgießerei nach Offenbach gelangt. Um 11.30 Uhr war sie auf dem Sockel an der Brücke montiert. „Er hält treue Wacht“ titelten die „Offenbacher Nachrichten“ am nächsten Tag.

Zwei Meter groß, mit dem ursprünglichen Anker 18 Zentner schwer: In gelassener Monumentalität trägt der Bronzemann die Last der Jahre. Dabei ist er dünnhäutiger als man vermuten kann. Unter seiner nur sieben Zentimeter dicken Bronzehaut ist der Kerl hohl. Man hat ihn auch nicht in einem Stück gießen können. Die Kunstgießerei fertigte ihn in zwei Teilen an. Zuerst wurde die obere Körperhälfte gegossen, dann die untere. Man sieht es ihm nicht an. Ursprünglich sprach denn auch kein Mensch von einem „Mainfischer“. Bildhauer Ernst Unger nannte sein Werk schlicht „Der Fischer“. An einer Mainbrücke wirkt die Plastik denn auch so, als habe sich da einer verirrt. Aber als Fremdkörper mochte der Volkssinn den Salzwasser-Fischer nicht gelten lassen. Man wollte das stramme Mannsbild liebhaben. Erst in dieser Umarmung wurde aus dem Heringsfänger ein Süßwasser-Fischer, unser Mainfischer eben.

29 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Pura Vida

Beitrag: Blog2 Post
bottom of page