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Main-Blick

Aktualisiert: 24. Mai 2020

Verzeih mir. Jahrelang bin ich an dir vorbei gelaufen - habe dir die kalte Schulter gezeigt, dich keines Blickes gewürdigt, dich in meinem Lauftrott schlichtweg ignoriert. Doch heute - beim schweißtreibenden Joggen über die Fechenheimer Brücke, bin ich dir nach Luft ringend fast vor die Füße gestolpert. Ich lehnte mich erschöpft an dich, schnaufte tief durch, schaute das erste Mal zu Dir auf. Mein Blick wanderte über deine zeitlos knackigen hot pants, mit denen Du es durchaus mit coolen Surfern aufnehmen kannst, hinauf zu deinem kantigen Gesicht. Lässig ziehst Du ein Fischernetz hinter Dir her und verdeutlichst mit dem schweren Anker in deiner rechten Hand, dass Du hier für immer angelegt hast. Nun ja, Du stehst nicht gerade an einem Platz, der zum Verweilen einlädt. Deine in Stein gemeißelten Artgenossen Schopenhauer und Schiller machen es den Betrachtern in pflanzenumsäumten Frankfurter Parks einfacher. An Dir rasen Autos und gehetzte Menschen vorbei. Den Main im Rücken, den Blick auf die Stadt gerichtet, machst Du kein großes Aufsehen um deine Person. Mainfischer nennen sie dich also. Dabei sieht man doch, dass Du ein Weltenbummler bist, heimisch auf den großen Meeren dieser Welt. Damit symbolisierst Du für mich auch das, was Offenbach ausmacht: eine bodenständige und zugleich weltoffene Arbeiterstadt, die entdeckt werden will.



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