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„Ich wünsche mir mehr Originale“


Mag Menschen, die Initiative ergreifen: Hermann Schoppe mit seiner Frau Mechthild. Rechts: Karl Winterkorn, genannt "Streichholzkarlchen", der Anfang des 20. Jahrhunderts durch Offenbacher und Sachsenhäuser Kneipen zog, um seine Streichhölzer zu verkaufen.



1. Was hat dich dazu motiviert, Karl Winterkorn ein Denkmal zu setzen?

Ein Stück Geschichte meiner Offenbacher Heimatstadt zu erhalten bzw. wieder in Erinnerung zu rufen. Karlchen war langsam in Vergessenheit geraten, obwohl sein Grab auf dem alten Friedhof von einigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern auch heute noch gepflegt wird. So schlüpfte ich selbst in diese Figur bei Fastnachtsauftritten in der Offenbacher Stadthalle beim OKV und lief beim Bürgeler Fastnachtszug als Streichholzkarlchen mit. Dies schien mir aber zu wenig. So habe ich einen Verein gegründet, Spenden gesammelt mit vielen Aktionen und Benefizveranstaltungen (Erlös 80 000.—DM) und die Offenbacher Bildhauerin Judith Quartier beauftragt, ein Denkmal zu schaffen. Am 1. April 2000 war es dann soweit – kein Aprilscherz. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde es dann auf dem Wilhelmsplatz eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben.


2. Was fasziniert dich an "Streichholzkarlchen"?

Streichholzkarlchen erinnert an eine Person, die aus bescheidenen Verhältnissen kam und deshalb auf öffentliche Hilfe angewiesen war. Das entscheidende war aber, dass er selbst die Initiative ergriffen hat, um durch den Verkauf der Streichhölzer ein zusätzliches Einkommen zu erzielen. Er wollte nicht nur von anderen abhängig sein. Insofern kann er auch für manche Zeitgenossen heute noch ein Vorbild für Eigeninitiative sein.


3. Warum wurde das Denkmal auf dem Wilhelmsplatz installiert?

Der Vorstand des „Fördervereins Streichholzkarlchen“ hat verschiedene Standorte in Erwägung gezogen. Die Entscheidung fiel für den Wilhelmsplatz – unseren Marktplatz -, quasi das pulsierende Herz der Innenstadt. Hier begegnen sich jede Woche viele Menschen, die er begrüßt.


4. Was bedeutet Dir das Buch über das Streichholzkarlchen von Jalil Reggai?

Als ich in der Presse las, dass Jalil Reggai ein Kinderbuch über das Streichholzkarlche geschrieben hat, habe ich mich richtig gefreut und sogleich ein Exemplar bestellt. Es ist eine Chance, Kindern zu Weihnachten oder zu sonstigen Anlässen eine Freude zu bereiten und die Erinnerung an ein Offenbacher Original neben dem „Maabär“, der „Warz“ und weiteren 22 Offenbacher Originalen wach zu halten.


5. Was wünscht Du dir für deine Heimatstadt Offenbach für die Zukunft?

Für meine Heimatstadt Offenbach wünsche ich mir in Zukunft Menschen, die sich auch und besonders für ihre Mitmenschen engagieren, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, Aktivitäten entfalten und sich immer bewusst sind, dass man aus der Geschichte etwas lernen kann. Ich wünsche mir mehr Originale.



Weihnachtsgeschenk-Idee nicht nur für "Offebächer": Das Buch "Streichholzkarlchen" von Jalil Reggai ist im Noel-Verlag erschienen und kostet 14,90 Euro

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