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Grenzerfahrung: Meine Koffer-Installation im Offenbacher Skulpturenpark (5.-31.12.2020)


Koffer stecken voller Symbolkraft: Wir sprechen vom „Koffer voller Träume“, wenn wir uns auf Wünsche, Ideen und Vorstellungen beziehen, die eines Tages realisiert werden könnten. Wer „auf gepackten Koffern sitzt“, der wartet auf seine Ausreise oder denkt darüber nach, wegzugehen, einen Ort oder eine Person zu verlassen. Einen „schweren Koffer hinter sich herzuziehen“, steht für einen erdrückenden Ballast an Sorgen. Der Koffer symbolisiert Abreise, Ankunft, Entdeckungslust, Suche, Sehnsucht und die damit verbundene Hoffnung, Vorfreude aber auch Verzweiflung.


Mein Beitrag für den www.afip-hessen.de/skulpturenpark/ steht unter dem Motto „Grenzerfahrung“. Ich habe ich mich auf „Trennung, Flucht und Fernweh“ fokussiert und diesen Themen jeweils zwei bis drei Koffer zugeordnet. Als Schauplatz dafür habe ich unter anderem die Stadtgrenze zwischen Frankfurt und Offenbach ausgewählt. Dieser Ort sagt viel über Offenbach und Frankfurt aus und deren geschichtliche Beziehung, die von Abgrenzungen, Rivalität, Kränkungen und Eifersüchteleien geprägt ist. Sichtbarstes Zeichen dafür: hundert Jahre lang, bis in die 1990er, brauchten Fahrgäste zwei Fahrscheine, um von Frankfurt nach Offenbach zu kommen - ein gemeinsamer Fahrschein kam nie zustande – so tief waren die Gräben. 1996 erledigte sich das Problem dann auf folgende Weise: Der Offenbacher Streckenabschnitt wurde stillgelegt.


Koffer-Ensemble „Trennung“

Die Stadtgrenze steht für mich als Symbol der Ausgrenzung und Abgrenzung. Sie erinnert mich an die Teilung Deutschlands vor über 30 Jahren und daran, in wie vielen Ländern dieser Welt es weiterhin unüberwindbare Mauern gibt. Ich verbinde mit ihr aber auch die Denkbarrieren und Vorurteile mitten unter uns. Noch immer sind viele in unserer Gesellschaft nicht bereit, Herzen und Köpfe zu öffnen, um allen die gleiche Chance zu geben. Grenzen können aber überwunden und Hindernisse aufgebrochen werden, um etwas Neues zu schaffen und einen Neubeginn zu wagen.


Koffer-Ensemble „Flucht“ Derzeit befinden sich laut UN-Flüchtlingshilfswerk weltweit knapp 79,5 Millionen Menschen auf der Flucht - die höchste Zahl, die jemals verzeichnet wurde. 53% der Geflüchteten weltweit sind Kinder. Die Ursachen für den dramatischen Anstieg der Flüchtlingszahlen sind vielfältig: Krieg und Gewalt, Verfolgung sowie Klimakatastrophen wie Dürre, Überflutungen oder Orkane, spielen dabei eine Rolle. Wie gehen wir damit um?


Koffer-Ensemble „Fernweh“ Neue Länder und Kulturen zu entdecken ist eine großartige Erfahrung. Aber zu welchem Preis? In der Gesellschaft wird das angesichts der Klimaerwärmung immer mehr zur Grundsatzentscheidung. Die einen finden Flugreisen in ferne Länder unverantwortlich und lassen es sein. Die anderen finden es auch unverantwortlich, fliegen aber trotzdem, weil es auf den einen Flug mehr oder weniger ja auch nicht ankomme. Doch ist auch zu fragen, welche Konsequenzen das Klimabewusstsein für die Länder hat, die vom Tourismus leben, wenn immer weniger Menschen fliegen?

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