
Ich habe etwas Mutiges gemacht. Nun ja, ich dachte es sei besonders mutig, mit einem "Offenbacher"-T-Shirt in Frankfurt S-Bahn zu fahren, einzukaufen und spazieren zu gehen. Tatsächlich war es gar nicht so aufregend. Von meinem Mann erntete ich für dieses Vorhaben einen eher bemitleidenswerten Blick. "Richtig mutig wäre es, Du würdest mit dem Trikot der Offenbacher Kickers im Frankfurter Waldstadion in der Fanmeile der Eintracht stehen", meinte er zu mir. Lebensmüde bin ich nicht sondern nur ein wenig experimentierfreudig. Auf der S-Bahn-Fahrt zwischen Konsti und Hauptwache grinsten zwei Schülerinnen als sie mein Offenbach-Shirt sahen, an der Käsetheke in der Kleinmarkthalle packte ein älterer Herr den verstaubten OF-Witz "Ohne Führerschein" aus. Aber so richtig kreischend losgelacht hat keiner. Offenbach ist längst aus dem Schatten Frankfurts getreten und hat eine Menge zu bieten, kulturell, gastronomisch und auch Sehenswertes. Besonders in den vergangenen Jahren sind beide Städte zusammengerückt, beispielsweise durch gemeinsame Aktionen wie der Nacht der Museen, die auf beiden Seiten des Mains stattfinden. Mit der Modernisierung des Kaiserlei-Kreisels verschwindet auch die letzte sichtbare Grenze zwischen beiden Städten. Die Klischees gibt es natürlich nach wie vor und sie lassen sich auf die Geschichte der beiden Nachbarn zurückführen - eine Geschichte voller Neid, Eifersüchteleien, Konkurrenz.
In einer Frankfurter Buchhandlung habe ich dann aber doch noch meine "Grenzerfahrung" gemacht. Auf meine Frage nach Büchern über Offenbach griff die Angestellte ins Regal und überreichte mir das Werk "Warum Offenbach eine wunderschöne und lebenswerte Stadt ist". Auf 112 Seiten hat der Autor "Ist sie nicht." abdrucken lassen. Die Buchhändlerin lachte schallend als sie meine verdutze Reaktion bemerkte. "Ei, das wird gern Leuten geschenkt, die nach Offenbachen ziehen", stellte sie fest. "Spaß beiseite", sagte sie dann schließlich noch und zeigte mir eine ganze Reihe von interessanten Büchern über Offenbach. Gekauft habe ich mir die beiden Bücher "Lauter Offenbacher Leut" über Persönlichkeiten in Geschichte und Gegenwart sowie "Und alle kamen nach Offenbach" über den Aufstieg zur Stadt vor 200 Jahren. Es gibt noch viel zu entdecken.
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