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Donnerwetter – Warum der Deutsche Wetterdienst seinen Hauptsitz in Offenbach hat


„Cloudy Wesser in se Morning", versprach er zu unserer aller Freude, "and senn matsch Sannschein in se Day". In schönstem Hessen-Englisch hat uns Werner Lamp Ende der 60er Jahre das Wetter im Radiosender AFN präsentiert. Das Wetter unterhaltsam in Szene zu setzen, kennen wir mittlerweile auch von vielen anderen TV-Meteorologen. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie beziehen ihre Informationen fast überwiegend vom Deutschen Wetterdienst (DWD), und der hat seinen Hauptsitz in Offenbach. Warum eigentlich? Ich habe gefragt. Foto: Unaussprechlich schönes Wolkenbild: Altocumulus lenticularis cuplikatus (© DWD)

Seit 1957 eine Institution in Offenbach: Der DWD

Ursprünglich war die Zentrale in Frankfurt am Main. 1952 wurden dort die Zonen-Wetterdienste „Meteorologisches Amt für Nordwestdeutschland" (MANWD, britische Zone), der "Deutsche Wetterdienst in der US-Zone" sowie die drei Landeswetterdienste der französischen Zone zum "Deutschen Wetterdienst" zusammengeführt. Aus Platzgründen wurde als Sitz des DWD Offenbach bestimmt und 1956 dort der Grundstein für eine neues Zentralamt gelegt. Ein erheblicher Schritt zu mehr internationaler Popularität für die Stadt, die bis dato eher für Leder- und Textilverarbeitung bekannt war. Im Zuge der Wiedervereinigung kam später noch der Meteorologische Dienst der damaligen DDR hinzu.


Über zweitausend Leute arbeiten mit internationalen und nationalen Daten am deutschen Wetter, fast die Hälfte in der Offenbacher Zentrale. Bei Unwetterwarnungen, die in kurzen Abständen herauskommen, etwa während eines Orkans, sind allein in der Vorhersage- und Beratungszentrale - einem „Herzstück des Wetterdienstes" im Obergeschoß, gut ein Dutzend Leute

an ihren Bildschirmen aktiv. DWD-Zentrale in Offenbach (© DWD)



Weltweit versorgt der DWD etwa 30.000 Abnehmer mit seinen Klima- und Wetterdaten Neben der Wettervorhersage gehört die Warnung der Bevölkerung vor Wettergefahren, die die allgemeine Sicherheit und Ordnung gefährden können oder ein hohes Schadenspotenzial haben, zu den wichtigsten Aufgaben des DWD, der sich außerdem um die meteorologische Sicherung der Luft- und Seefahrt und wichtiger Infrastrukturen kümmert, insbesondere die der Energieversorgung und Kommunikation. Spezielle Analysen und Projektionen des DWD über mögliche Entwicklungen des Klimawandels unterstützen Stadt- und Landregierungen bei ihrer Arbeit fürs Gemeinwohl.

Wettervorhersage ist nach DWD-Credo „die mathematische Berechnung des physikalischen Zustands der Atmosphäre zu einer bestimmten Zeit in der Zukunft“. So sind großräumige Wetterentwicklungen bis etwa zehn Tage im Voraus schon recht gut möglich. Im Sommer können hingegen sich kurzfristig entwickelnde Gewitterzellen manchmal nur auf 30 Minuten halbwegs genau vorhergesagt werden. Wichtige Wetterdaten aus der Stratosphäre werden vor allem von Passagierflugzeugen übermittelt. Wegen der aktuell Corona-Pandemie-bedingt eingeschränkten Flüge kommt von dort derzeit zwar nicht viel, aber beim DWD sind Profis am Werk, die sich auch anders zu helfen wissen. So werden derzeit fehlende Flugzeugdaten unter anderem durch zusätzliche Radiosonden an Wetterballons und die vom Satelliten Aeolus gefunkten Winddaten ergänzt. Für die Wettervorhersage nutzt der DWD noch weitere Quellen wie Bodenstationen, Schiffe und Bojen, Niederschlagsradar und Wettersatelliten, die über drei Viertel der Daten für das globale Wettervorhersagesystem ICON des DWD liefern.





„Löwenruhe" im Offenbacher Westend (etwa 1910) Hier wurde schon der Vorgängerbau der heutigen DWD-Zentrale gebaut. (© DWD)





Der verborgene Schatz im Keller Einen ganz besonderen Schatz birgt der DWD in seinem Keller: In der über 170 Jahre alten Bibliothek, die die größte der Welt ihres Fachs ist, befindet sich eine Originalausgabe der „Discorsi“ des italienischen Universalgelehrten Galileo Galilei. Dieses Buch stammt aus der ersten Auflage und wurde im Jahr 1638 beim Verlag Elsevier im niederländischen Leinen gedruckt. Womöglich hat es der Begründer der modernen Naturwissenschaften noch selbst in der Hand gehalten. Das Buch ist eine Rarität: Bei einer Auktion in Paris wurde für eines dieser Exemplare mit einer handschriftlichen Widmung des großen Gelehrten ein hoher sechsstelliger Betrag erzielt.


Jubiläum in 2022

Es ist zwar noch ein bisschen hin, aber 2022 wird der DWD 70 Jahre alt. Dann soll im Frühjahr 2022 auch wieder ein Tag der offenen Tür in der DWD-Zentrale stattfinden. Aus nächster Nähe zu sehen, wie das Wetter auf die Karte kommt – das werde ich mir dann nicht entgehen lassen.

Quellen: DWD, FR, Buch "Neunundneunzig Orte in Offenbach"


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