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Don Quijote im Dreieich-Park

Autorenbild: Schlaflos in OffenbachSchlaflos in Offenbach

Sein Spitzbart erinnert mich an Don Quijote de la Mancha. Der Maler und Poet Friedrich Schröder-Sonnenstern, dem eine Gedenktafel im Dreieich-Park gewidmet wurde, hat tatsächlich auch einiges gemeinsam mit dem "Ritter trauriger Gestalt", der zwischen Dichtung und Wahrheit nicht unterscheiden kann und gegen Windmühlen kämpft. Ich habe nach einem Bezug Sonnensterns zu Offenbach gesucht aber nichts finden können. Das Haus der Geschichte in Offenbach hat mir weiter geholfen:


Der Gedenkstein für Friedrich Schröder-Sonnenstern (1892-1982) wurde durch Alfred Kothe (1925-1995) im Jahr 1993 aus Bronze gestaltet. Der Dargestellte hat keinen direkten Bezug zu Offenbach, über ihn hieß es zu Lebzeiten: „Schröder-Sonnenstern lebt und arbeitet in Berlin. Er singt und schreibt Lieder und Texte und malt. Wegen seiner intoleranten und verachtenden Äußerungen wird er als Bürgerschreck bezeichnet.“ Seine surrealistischen, auch durch Schizophrenie geprägten Texte, wurden unter anderem in Offenbach vorgetragen, wo ein Freundeskreis des Künstlers schließlich einige Jahre nach seinem Tod die Anbringung der Gedenktafel veranlasste.


Zwischen Genie und Wahnsinn liegt ein schmaler Grad heißt es. Auf Sonnenstern trifft das zu. Sein Leben war gekennzeichnet von Aufenthalten in Erziehungs- und Irrenanstalten. Als er 1919 nach Berlin floh, beschäftigte er sich mit Okkultismus, Wahrsagerei und Heilmagnetismus. Er gründete eine Sekte und verteilte seine Einnahmen in Form von Brötchen bevorzugt an Kinder, was ihm den Titel „Schrippen-Fürst von Schöneberg“ einbrachte. Die Surrealismus-Exposition in Paris 1959 feierte ihn als den beeindruckendsten Künstler des 20. Jahrhunderts, international aufsehenerregende Ausstellungen folgten. Schröder-Sonnenstern zählte ab Anfang der 1970er Jahre zur Künstlergruppe der Berliner Malerpoeten. Er kam den Aufträgen nicht mehr nach, ließ von Gehilfen seine Bilder ausmalen und führte Details, Feinarbeiten und Korrekturen eigenhändig aus – bis die Gehilfen, teilweise angeregt und beauftragt von Galeristen und Händlern, auf vor signierten Kartons Schröder-Sonnenstern-Motive kopierten, ausmalten, verkauften und ihn schließlich zum Opfer von Fälscher-Cliquen degradierten. Als dies bekannt wurde, ließ ihn der Kunstmarkt konsequent fallen. Seriöse Galeristen und Sammler wendeten sich von ihm ab. Er zog sich komplett zurück und starb, fast vergessen und verarmt, 1982 im Alter von 89 Jahren in Berlin.





 
 
 

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