Wenn ich darüber nachdenke, was ich in der Zeit der "Ausgangsbegrenzung" vermisst habe, dann sind das so Dinge wie, mal wieder schön essen oder ins Kino gehen und mit anderen beim Yoga schwitzen statt virtuellen Anweisungen zu folgen. Der Besuch beim Friseur ist auch längst überfällig wenn ich mir meine Haare so anschaue, die mittlerweile wie ein aufgeplatztes Kopfkissen aussehen (ich habe einen Termin für Mitte Juni bekommen - Yippie).
Aber eigentlich ist das alles gar nicht sooooo wichtig. Denn was ich tatsächlich am meisten vermisst habe, waren meine Freunde - ich meine sie persönlich zu treffen, sie zu umarmen. Ich denke in letzter Zeit aber auch immer wieder an Leute, denen ich fast täglich auf dem Weg zum Supermarkt oder zur S-Bahn begegnet bin und die in der Corona-Zeit plötzlich aus meinem Alltag verschwunden sind weil sie zur Risiko-Gruppe gehören und wohl nur noch selten oder gar nicht das Haus verlassen. So wie Anna und ihre Pekinesen-Hündin Betty. Vor ungefähr einem Jahr hat mich Anna auf der Straße darauf angesprochen, dass ich ihrer Nichte ähnlich sehe. Seitdem habe ich mich immer gefreut, wenn ich sie beim Gassi-Gehen getroffen habe. Wenn Anna ihrer Hündin polnische Kosenamen zuruft, dann geht mein Herz auf. Das klingt so charmant und witzig. Eigentlich wollte Anna nie einen Hund, hat sie mir mal anvertraut. Doch als Bettys Herrchen verstarb, die zugleich Annas beste Freundin war, hat sie sie bei sich aufgenommen. Seither sind sie unzertrennlich. Anna sieht immer aus, wie aus dem Ei gepellt. Karl Lagerfeld hat mal gesagt, Mode kann man kaufen, Stil nicht. Das trifft auf Anna zu. Sie hat mir mal von ihrer Tochter erzählt. Daher denke ich, dass sie gut versorgt wird. Es ist schade, dass ich ihre Telefonnummer nicht habe. Wenn ich sie das nächste Mal treffe, dann schreibe ich mir ihre Nummer auf, für alle Fälle. Anna und Betty - ich vermisse euch in meinem Alltagstrott. Ich hoffe, es geht euch gut und ich freue mich sehr darauf, euch wiederzusehen.
